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Pastorin Klapperts von der Bibelstunde inspirierte Andacht

Wie haben Sie die ersten zwei Monate des neuen Jahres erlebt? In Gesprächen hörte ich in letzter Zeit oft, dass Menschen müde sind und im Halb-Lockdown nach Weihnachten Motivationsschwierigkeiten hatten – mir ging es auch nicht anders, als ich nach meiner Coviderkrankung (die zum Glück milde verlief) im Januar wieder in den Dienst zurückgekehrt bin. Was mir gerade gut tut, ist in der Bibelstunde über Zoom mit anderen zusammen über die Predigttexte der Woche zu sprechen und zu schauen, welche Nachricht für uns persönlich und für uns als Gemeinde darin enthalten ist.

Da ist zum Beispiel in der ersten Predigt Jesu in einer Synagoge seiner Heimatstadt, die er als gläubiger Jude regelmäßig besuchte. Er bezieht eine alte Prophezeihung des Jesaja auf sich selbst (Lk 4,18-19):
»Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.«

Auch in seinen weiteren Reden und den Begegnungen und Wundern, die ihnen folgen, macht er seinen Auftrag unmissverständlich klar: Bei ihm und denen, die ihm nachfolgen sollen, die im Fokus stehen, denen es nicht gut geht, die sozial benachteiligt sind, die leiden unter dem Machtmissbrauch und der Unterdrückung durch andere.

Die Reaktionen darauf reichen bei den Zuhörenden von Verwunderung und Begeisterung bis hin zur Irritation und Zorn. Jesus lässt sich trotzdem nicht von seiner Mission abhalten und fordert auch seine eigenen Leute heraus, zum Beispiel den Fischer Petrus, wenn er sagt:
Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen (Lk 5,4-5).

Das Ende der Szene steht ihnen vermutlich bildreich vor Augen, die fast berstenden Netze, die vielen Hände und anderen Boote, die es braucht, um diesen enormen Fang einzuholen gekoppelt mit der Zusage Jesu an Petrus: Von nun an sollst du Menschen fischen! (Lk 5, 10)

Ein solches Bild scheint für uns derzeit fast utopisch, die Menge der Fische als Symbol für die vielen Menschen, die das Evangelium erreichen wird. Unsere Erfahrung aus einer Situation der andauernden Einschränkungen und reduzierten Kontaktmöglichkeiten sagt uns gerade vielleicht etwas anderes. Ich hoffe, dass wir trotz des Gefühls von Frust und vergebener Anstrengung, das uns in dieser Pandemie zum Begleiter geworden ist, den Mut finden zu sagen „auf dein Wort hin” werfe ich meine Netze noch einmal aus, scheue die Tiefen nicht, suche abseits meiner Erfahrung und Expertise nach heilsamen Erlebnissen für mich und andere. Mögen wir auch als Gemeinde vertrauensvoll zu dieser Haltung finden, um durch die Pandemie hindurch unsere Gemeinschaft zu stärken. Damit auch wir reichen Fang machen können in unseren Herzen, wenn wir die frohe Botschaft in Wort und Tat weitertragen auf Weisen, die wir jetzt noch nicht kennen: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer. Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen (Lk 6,20-21).

Ihre Pastorin Annika Klappert

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